Nach fast zweijähriger Bauzeit eröffnete am 20. Oktober 2006 die jakob-kemenate ihre Pforten. Mit Unterstützung der Karin und Jochen Prüsse Stiftung, der Stadt Braunschweig, der Richard-Borek-Stiftung, des Landes Niedersachsen, der Stiftung Nord-LB/ Öffent- liche, der Niedersächsischen Sparkassenstiftung und der Stiftung Deutscher Denkmalschutz entstand in einem der ältesten weltlichen Gebäude der Stadt ein modernes Kunst- und Begegnungszentrum. Für die Sanierung und den Ausbau konnte Bauherr Jochen J. Prüsse das Architekturbüro Ottinger Architekten und den Künstler Jörg Plickat gewinnen. Entstanden ist ein enzigartiges Ensemble aus mittelalterlichem Baudenkmal, zeitgenössicher Architektur und moderner Kunst. In Kooperation mit der
St. Martini-Gemeinde, der jüdischen Gemeinde und vielen weiteren Einrichtungen der Stadt organi- siert die Stiftung Prüsse regelmäßig Ausstellungen, Musikveranstaltungen und Lesungen. Unterstützt von vielen ehrenamtlichen Helfern.
Die Architektur: Modern trifft Mittelalter
„Es war Faszination bei der ersten Begegnung“, erzählt Architekt Rainer Ottinger von Ottinger Architekten. „Faszination, diesen innerstädtischen Ort auch nach über 20 Jahren als Architekt in Braunschweig noch nicht entdeckt zu haben und Faszination, in welch gutem Zustand dieses 850 Jahre alte Gebäude immer noch war.“
(Rainer Ottinger)
Da die Kemenate unter strengem Denkmalschutz steht, errichtete Ottinger in unmittelbarer Nähe ein Vorgebäude, das durch einen Glasgang mit der Kemenate verbunden ist. Der
Kieler Bildhauer Jörg Plickat verkleidete das Ensemble zusätzlich mit einer beweglichen Fassade aus Cortenstahl.
Die jakob-kemenate wurde mit dem Niedersäschischen Staatspreis für Architektur, dem IF Commu- nication Design Award 2008 und dem Peter-Joseph-Krahe-Preis ausgezeichnet.
Die Geschichte: Kemenate - Zeugen des Mittelalters
Nur einen Steinwurf von der St. Martini-Kirche entfernt wird im Jahre 1250 ein unscheinbarer Mauersteinbau errichtet: Die jakob-kemenate. Sie gilt als das wohl älteste weltliche Gebäude Braunschweigs und liegt versteckt hinter der Jakobskapelle, dem Gemeindehaus von St. Martini und der Deutschen Bank.
Kemenaten dienten im Mittelalter als Fluchtpunkte vor Feuer und Überfällen, aber auch als Repräsentations-, Speicher- und Wohnbauten.
Sie standen meist versteckt hinter den Fachwerkbauten und erst der Krieg hat sie "freigebombt". Sie waren meist zweigeschossig und besaßen in der Regel einen Keller. Leisten konnten sich Wohnhäuser mit Kemenaten die begüterten Kaufleute und Patrizier, die sich in der Altstadt von Braunschweig angesiedelt hatten.
A.O.Koeppen Stadtplan von 1798 1945 2006
Leyhaus 1765 von Culemann
18. Jahrhundert: Erste Bank Deutschlands
Im 18. Jahrhundert wurde die jakob-kemenate zur ersten „Bank“ Deutschlands ausgebaut: Im Jahre 1765 gründete Herzog Karl I. hier das Herzogliche Leyhaus, erstes Bodenkreditinstitut in Deutschland und Vorläufer der Nord/LB.
Zweiter Weltkrieg und Nachkriegsjahre
Der große Luftangriff auf Braunschweig im Oktober 1944 beschädigte auch die Kemenate und die Jakobskapelle schwer. Übrig blieb eine Ruine, die - mit einem Notdach versehen - jahrzehntelang in einen Dornröschen-Schlaf versank.
Wiederaufbau im Jahre 2006
Erst 2006, rund 60 Jahre später, erwacht die jakob-kemenate dank des Architekten Rainer Ottinger (Ottinger Architekten) als Begegnungszentrum zu neuem Leben. Restauriert und erweitert ist im
Zusammenspiel zwischen Baudenkmal, zeitgenössischer Architektur und moderner Kunst ein Gebäude-Ensemble von einzigartiger Schönheit entstanden.
Auszeichnungen für die jakob-kemenate
Den IF Design Award in Gold, die Nominierung zum Niedersächsischen Staatspreis für Architektur (zusammen mit dem Phaeno/Wolfsburg und der Gedenkstätte in Bergen-Belsen), den Niedersächsischen Preis für Denkmalpflege und dem Peter Joseph Krahe Preis der Stadt Braunschweig.
Förderer
Stadt Braunschweig
Richard Borek Stiftung
Land Niedersachsen
Stiftung Nord L/B Öffentliche
Niedersächsische Sparkassenstiftung
Ottinger Architekten BDA
Deutsche Stiftung Denkmalschutz
Lottostiftung
Kunst in der jakob-kemenate
Ben Willikens, Abendmahl 4, 2008
Acryl auf Leinwand, verso sign., betit.
210 x 420 cm